Trauma

Trauma (griech.: Wunde) bedeutet zunächst einmal Verletzung. Sind wir Ereignissen oder Situationen ausgesetzt, die in unsere seelische und/oder körperliche Unversehrtheit eingreifen, können sich, wenn wir diese Erfahrungen nicht verarbeiten und bewältigen, Traumafolgestörungen entwickeln. Ein Trauma ist also nicht das Ereignis selbst, sondern die anschließende Verarbeitung dessen. Unsere Reaktion auf traumatische Ereignisse, also ob wir eine Traumafolgestörung entwickeln, hängt von verschiedenen Faktoren, wie dem Alter, von der Art und Weise, der Intensität und Häufigkeit des Erlebten, von den in dieser Situation einhergehenden Gefühlen, wie Angst, Hilflosigkeit, Beschämung, dem Gefühl des ausgeliefert seins und von den eigenen Selbstheilungs- und Regulationsfähigkeiten, Ressourcen und der individuellen Resilienz (psychische Widerstandsfähigkeit)ab. Auch können sich Traumatisierungen zunächst rein psychisch äußern, in der Folge kann es dann zu verschiedenen Körpersymptomen kommen.

Dies alles sind normale Verarbeitungsreaktionen auf das Erlebte.

Ein Großteil der Symptome sollte in den darauffolgenden Wochen und Monaten abklingen.  

Die Symptome einer Traumafolgestörung können zeitverzögert auftreten.

Wie reagiert unser Körper

Wenn wir uns bedroht fühlen oder in Gefahr sind und keine Hilfe von außen zu erwarten ist bzw. wir der Gefahr nicht entrinnen können, wird das sympathische Nervensystem aktiviert. Dies kann zum einen in Richtung Kampf (Zuwendung zur Gefahrenquelle) oder in Richtung Flucht (Abkehr von der Gefahrenquelle) gerichtet sein. Das Gehirn wird mit Stresshormonen, wie Adrenalin überflutet und ist in seiner Funktion, der Verarbeitung der Situation, überfordert. Adrenalin wird ausgeschüttet, um für die Flucht- oder Kampfreaktion große Mengen an Energie mobilisieren zu können.

Ist eine Flucht- oder Kampfreaktion nicht möglich, kommt es zunächst zu einem "Einfrieren" der zuvor mobilisierten Spannung und Energie, ein aktives Handeln ist nicht mehr möglich. Der Körper wirkt wie erstarrt, steht unter hoher Muskelanspannung und befindet sich in erhöhter Wachsamkeit, um eine sich eventuell bietende Möglichkeit zur Flucht doch noch nutzen zu können. Diese Reaktion wird auch als Freeze-Reaktion bezeichnet.

 Ist jedoch keine dieser Reaktionen möglich, wird die Situation als ausweglos eingeschätzt. Es kommt zum Shutdown (abschalten, herunterfahren). Dabei finden Reaktionen statt, die dem Organismus eine größtmögliche Distanzierung zum Geschehen erlauben. Der Muskeltonus nimmt ab und der Körper erschlafft. Blutdruck, Herzfrequenz, Atmung und Körpertemperatur sinken. Ausgeschüttete Endorphine sorgen für eine Schmerzunempfindlichkeit. Betroffene nehmen sich als nicht zum Körper gehörig wahr, beobachten sich von außen, haben das Gefühl, dass es jemand anderes ist, dem das widerfährt. (Zustand der Dissoziation) Eine weitere Reaktion des Körpers wird als Fawning (besänftigen, sich ducken, kleinmachen) bezeichnet. Mit dieser Schutzfunktion versuchen wir unser Gegenüber zu besänftigen, indem wir uns klein machen, den direkten Blickkontakt meiden und uns in die Handlungen ergeben. 

In dieser Situation ist eine regelrechte Verarbeitung von Informationen nicht mehr möglich. Es kommt zur Blockade von Hirnregionen, so ist zum Beispiel häufig das Sprachzentrum von der Informationsverarbeitung abgeschnitten. Wir sind sprachlos und können später das Erlebte auch schwer in Worte fassen. 

Das traumatische Ereignis wird in einzelnen Fragmenten abgespeichert, um das Erlebte aushaltbar zu machen. 

Was passiert auf Neurophysiologischer Ebene

Wenn wir in Gefahr sind, werden unsere Sinneseindrücke im Thalamus (Tor zum Bewusstsein) verarbeitet und in die Amygdala, unserem Angstzentrum weitergeleitet. Die Amygdala sendet die Bedrohungssignale an den Hypothalamus weiter. Dieser schüttet Stresshormone zur Mobilisierung zu Kampf und Flucht aus. Gleichzeitig werden die Funktionen des Hirnstammes aktiviert, wodurch sich der Blutdruck, die Herzfrequenz und die Atmung erhöhen. Diese Reaktionen werden unbewusst gesteuert und erfolgen in kürzester Zeit, um eine schnelle Reaktion des Körpers zu ermöglichen

Parallel zur Amygdalamobilisierung, erfolgt die Weiterleitung der Sinneseindrücke über den Hippocampus in die Großhirnrinde. Der Hippocampus spielt bei der Formung der Erinnerung eine entscheidene Rolle. Hier werden die sensorischen Eindrücke zusammengeführt, geordnet, in die richtige Reihenfolge gebracht, örtliche Informationen hinzugefügt und mit Vorerfahrungen abgeglichen

In der Großhirnrinde wird die Bedrohung bewertet

Falls die Bedrohung als Fehleinschätzung gedeutet wird, bricht die Reaktionskaskade der Amygdala ab und die Hirnstammreaktionen werden wieder heruntergefahren.

Welche Symptome können sich zeigen

Fast alle Menschen zeigen nach einem traumatischen Ereignis Zeichen einer psychischen Belastung. Diese können einige Tage bis auch zu einigen Monaten andauern. Die Betroffenen haben nach einem traumatischen Vorfall häufig das Bedürfnis über das Geschehene zu sprechen, sich damit zu beschäftigen. Andererseits haben sie auch das Bedürfnis nach Ruhe und möglichst alles, was mit dem Geschehen zu hat, vermeiden zu wollen. Manchmal haben Betroffene das Gefühl -nicht richtig da zu sein-, -sich wie in einem Nebel zu fühlen-. Es kann vorkommen, dass sie unter Albträumen und Schlafstörungen leiden, sehr schreckhaft oder reizbar sind. Wenn sie an das Ereignis denken überkommt sie ein Gefühl von Panik und Angst. Es können sich körperliche Symptome wie Herzrasen, Schwindel, Verdauungsprobleme oder auch Probleme mit der Atmung zeigen. Betroffene können Scham- und Schuldgefühle entwickeln. In der Folge dieser belastenden Symptome fühlen sich Betroffene oft niedergeschlagen und traurig oder spüren kaum Gefühle.

Traumafolgestörungen 

Ein Großteil der Symptome sollte in den darauffolgenden Wochen und Monaten abklingen. Wenn die Symptome mit einer Zeitverzögerung von mehreren Monaten auftreten, spricht man von einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).

Erfahre hier mehr zur PTBS.

 

Wenn bereits in der Kindheit langanhaltende oder sich wiederholende traumatisierende Erfahrungen gemacht werden oder aber auch im Erwachsenenalter zwischenmenschliche Gewalt oder Folgen von zwischenmenschlicher Gewalt erlebt werden, kann sich in der Folge eine Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (K-PTBS) entwickeln.

Erfahre hier mehr zur K-PTBS

 

Die Dissoziation ist ein psychischer Zustand, bei der es zu einer teilweisen oder vollständigen Abspaltung von Erinnerungen oder Empfindungen oder auch Persönlichkeitsanteilen kommt. 

Dissoziation ist ein wichtiger Schutzmechanismus der Psyche. Wenn belastende Erfahrungen die Verarbeitungsmöglichkeiten des Gehirns übersteigen, werden diese nicht in das Selbstbild Integriert.

Erfahre hier mehr zu Dissoziation.

Trigger

Trigger sind äußere Reize, die Ähnlichkeit mit Teilen des traumatischen Ereignisses aufweisen. Sie können dadurch belastende Erinnerungen an das traumatisch Erlebte auslösen und Symptome hervorrufen. Trigger können zum Beispiel Personen, oder ihre Art zu sprechen, wie die Stimmlage, Gegenstände, Situationen, Geräusche, Gerüche, eine Berührung sein. Alles kann "triggern"

Traumatherapie

Die Traumatherapie verläuft in drei Phasen, der Stabilisierungsphase, der Traumakonfrontationsphase und der Integrationsphase. Die Traumatherapiephasen folgen keiner starren Abfolge, sondern gehen organisch ineinander über.

So pendelt die Klientin während der Traumabearbeitung zwischen ihren in der Stabilisierungsphase erlernten Methoden und der Traumakonfrontation oder erlebt während dieser bereits fühlbar eine Integration von belastenden Erlebnissen. 

Die Traumatherapie verläuft ganz individuell und auf die Bedürfnisse der Klientin abgestimmt.

Erfahre hier mehr über die Phasen der Traumatherapie

©Urheberrecht. Alle Rechte vorbehalten.

Impressum Datenschutzerklärung

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.